Verblendung


Allgemeine Angaben

Autor: Stieg Larsson

Übersetzung: Wibke Kuhn

Verlag: Wilhelm Heyne Verlag, München

Seitenanzahl: 688

Veröffentlichung: 2006 

ISBN: 978-3-453-43245-1

Titel der Originalausgabe: Män som hatar kvinnor

Veröffentlichung der Originalausgabe: 2005


Autor

Karl Stig-Erland Larsson (15. August 1954 - 9. November 2004) war ein schwedischer Journalist und Schriftsteller. Er galt als einer der weltweiter führenden Spezialisten für faschistische, rechtsextreme, neonazistische, aber auch rechtskonservative Bewegungen. Neben verschiedenen Sachbüchern veröffentlichte er drei Romane, die als "erste Millenium-Trilogie" bekannt sind.

 

weiterführende Informationen:

Stieg Larsson – Wikipedia

Millennium (Romanreihe) – Wikipedia

 

Klappentext

Was geschah mit Harriet Vanger? Während eines Familientreffens spurlos verschwunden,  bleibt ihr Schicksal jahrzehntelang ungeklärt. Bis der Journalist Mikael Blomkvist und die Ermittlerin Lisbeth Salander recherchieren. Was sie zu Tage fördern, lässt alle Beteiligen wünschen, sie hätten sich nie mit diesem Fall beschäftigt.

 

Der erste Satz

Es wiederholte sich alljährlich.

 

Meine Gedanken zu dem Buch

Dies ist der Sommer der ungewöhnlichen Büchererlebnisse - erst ein Krimi, jetzt ein Thriller. Bei beiden Genre bevorzuge ich Filme. Doch wie man sieht mache ich auch mal eine Ausnahme.

Ich kenne natürlich die erste Millenium-Trilogie von Stieg Larsson. Warum? Nun meine Mutter ist ein Krimi- und Thriller-Junkie und ich hatte sowohl die Verfilmungen der Schweden, als auch die Hollywoodverfilmung des ersten Teils gesehen. Als ich zum Buch griff wusste ich also um was es geht. Ich war trotzdem überaus neugierig was mich erwarten würde. Welcher der Filme hatte sich mehr an die Buchvorlage gehalten? Wie war der Schreibstil von Stieg Larsson und die Ausarbeitung der Charaktere?

 

Ich wurde nicht enttäuscht. Stieg Larsson hat einen sehr klaren und nüchternen Stil, den ich als sehr angenehm empfand und der, wie ich finde, ausgezeichnet zu dem Genre des Buches passt. Am faszinierendsten fand ich die verschiedenen Handlungsebenen im Roman. Die Untersuchung des Verschwindens von Harriet Vanger dient ihm gekonnt als Vehikel, um dem Leser die faschistischen Strömungen im Schweden des frühen 20. Jahrhunderts näher zu bringen und seine Gesellschafts- und Wirtschaftskritik anzubringen, die deutlich, aber nicht störend, Teil des Buches sind.

Mein absolutes Highlight war jedoch weder die Story, obwohl sie in ihrem Ablauf, Aufbau und Inhalt sehr spannend ist. Nein, mein Highlight sind seine Ausarbeitung der Hauptcharaktere des Buches: Mikael Blomkvist, Lisbeth Salander und Henrik Vanger.

Jeder für sich ist eine eindrucksvolle, mehrdimensionale Persönlichkeit, bei der es Spaß macht sie kennenzulernen. Ganz besonders hat es mir jedoch Lisbeth Salander angetan. Ihr klarer Verstand, ihre Sicht auf die Welt, ihre gnadenlose Häre in ihrem Handeln kombiniert mit einem so weichen und verletzlichen Kerns ist so verführerisch in seiner Komplexität, dass sie einen unwillkürlich in ihren Bann schlägt und nicht mehr loslässt. Meist fühlt man sich ja besonders den Figuren nah, die einen auf einer bestimmten Ebene ansprechen und genau das ist mir mit Lisbeth passiert. Selten ist es vorgekommen, dass mir eine Romanfigur auf emotionaler Ebene so nah kam, etwas tief in mir ansprach. Das hat mich sehr beeindruckt.

Doch auch Mikael Blomkvist ist eine interessante Person. Lisbeth bezeichnet ihn an einer Stelle des Buches als Pfadfinder und ja das trifft es genau. Er hat ein klares Empfinden für Recht und Unrecht und ist als Mann so entspannt und doch nahbar, dass ich als Frau gut nachvollziehen kann, was all diese Frauen in ihm sehen und warum so bereitwillig in sein Bett krabbeln und es genießen. ;-)

 

Eins ist für mich nach dem Lesen des Romans klar. Ich sollte öfter mal zu einem Thriller greifen, ich habe eindeutig etwas verpasst. Und da ich eine neue Freundin gefunden habe, wird der nächste Thriller definitiv der zweite Teil der ersten Millenium-Trilogie sein. :-)

Ich freue mich schon jetzt darauf Lisbeth wieder zu sehen.

 

Zum Schluss noch eine Anmerkung zu den Verfilmungen. Nach der Lektüre des Buches hat sich für mich hier noch einmal ein neuer Blickwinkel ergeben. Das Remake von David Fincher hält sich deutlicher an die Romanvorlage. Es wurde dieser Verfilmung zwar oft vorgeworfen, dass sie nichts beigetragen hätte, was der erste Film nicht schon geleistet hätte, aber ich sehe da etwas anders. Ich ziehe eine werksgetreue Verfilmung eins Romans immer einer "freien Interpretation" vor. Ich möchte dabei sehen, ob es gelingt die Stimmung des Buches einzufangen, die Charaktere zu treffen. Dies ist dem Remake meiner Ansicht nach deutlich besser gelungen und das beeindruckende Ensemble muss sich auch nicht verstecken. Und für alle, die mich kennen: Nein, ich bin nicht voreingenommen, weil Daniel Craig hier die Hauptrolle spielte. ;-)

 

Mein Lieblingszitat

"Plötzlich wurde ihm heiß. Über die Jahre hatte Mikael gelernt, sich auf seinen Instinkt zu verlassen. er hatte auf irgendetwas in diesem Album reagiert, aber konnte nicht genau sagen, worauf."

 

Fazit

ein vielschichtiger Thriller mit starken Charakteren

Kommentare: 0